„Regionalität wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit“

POCKING – Ergreifen, erschmecken, erfühlen – Der Pockinger Erlebnisbauer Karl-Heinz Gruber geht neue Wege. Neben konventioneller Schweinemast mit Ackerbau und einem Direktvermarkter-Hofladen macht er die Landwirtschaft für Schulklassen erlebbar. „Neue Wege zu gehen und auf Regionalität zu setzen, ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit“, sagte die niederbayerische FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer (Velden) bei einem Besuch auf dem Michlbauernhof.

Seit 2013 setzt Karl-Heinz Gruber (48) auf seinem Hof mitten im Bäderdreieck auf ein besonderes Erlebnis: Auf dem Michlbauernhof, der sich bis ins Jahr 770 zurückverfolgen lässt und seit 1770 in Familienbesitz ist, hat der zertifizierte Erlebnisbauer ein neues Metier entdeckt: Er gibt jungen Besuchern, hauptsächlich Schulklassen, einen Einblick in die Landwirtschaft „wie sie wirklich stattfindet“.

In Hofladen bieten Maria und Karl-Heinz Gruber allerlei Köstlichkeiten an. Apfelsaft und Schnäpse werden aus eigenen Früchten hergestellt. Eine spezielle Nische haben die Erlebnisbauern mit dem Urgetreide entdeckt. Die Kunden können wählen, ob sie das ganze Korn, Mehl oder Nudeln aus Urgetreide haben wollen. An einer Kombimühle besteht die Möglichkeit, selbst Vollkornmehl oder -flocken zu mahlen. „Das ist besonders für Kinder ein tolles Erlebnis“, weiß Gruber.

Im Klassenzimmer eines ehemaligen Schweinestalles gibt Gruber anschaulich Unterricht. Der Erlebnisbauer hat mit einem Spaten Erde bereitgestellt und lässt die Besucher schnuppern: „Wie riecht die Erde?“ Der Landwirt beeinflusst laut Gruber, der staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt ist, die 30 Zentimeter der oberen Bodenschicht. Aus den Erdkrumen liest Gruber, wie der Zustand des Bodens ist. Er weist darauf hin, dass der Trend zu immer größeren und schweren Maschinen dem Boden nicht guttut. „Überdimensionale Maschinen passen nicht auf südbayerische Felder“, beklagt auch Nicole Bauer, die Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung ist.

Ein weiterer Schwerpunkt der Besichtigung des landwirtschaftlichen Betriebs von Gruber war die Schweinemast mit rund 1.000 Tieren. Die Tiere kommen mit ca. 30 Kilogramm vom Ferkelerzeuger und gehen mit etwa 120 Kilogramm zum Schlachter. „Die Tiere dienen dazu, dass die Menschen Nahrung haben“, erklärt Gruber. Als Landwirt habe er immer ein Auge darauf, dass es den Tieren gut geht. Schon am Verhalten sei festzustellen, ob das Tier gesund sei und mit seinen Artgenossen in normaler Herdenweise zusammenlebe oder zurückgezogen in der Ecke liege. Zum Tierwohl gehört für Gruber, die Schweine bewusst nicht weiter als 30 Kilometer bis zum nächsten Schlachthof fahren zu lassen.

In der Diskussion war die neue Düngeverordnung für Landwirte ein Thema, die im April 2020 in Kraft treten soll. Landwirte müssen sich mit verschärften Regeln beschäftigen. So besteht Aufzeichnungspflicht über den tatsächlich ausgebrachten Dünger. Das Ausbringen von flüssigen organischen Düngemitteln soll auf Grünland im Herbst auf 80 kg Stickstoff begrenzt werden. Weiters sind Verschärfungen auf Hanglagen angedacht. „Die neue Düngeverordnung darf unsere kleineren und mittleren Betriebe nicht kaputt machen“, fordert Bauer. Außerdem sprach sie sich vehement gegen Gülletransporte aus dem europäischen Ausland aus.