Rottal-Inn. FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer besuchte kürzlich das „Vital CAMP Bayerbach“, um sich mit Hannes Weber, Geschäftsführer, und Oliver Holzapfel, Betriebsleiter des Campingplatzes, sowie Johann Hösl, Geschäftsführer der Metzgerei Wasner, über die aktuelle wirtschaftliche Situation des Mittelstandes auszutauschen.
Weber geht davon aus, dass es in wenigen Monaten, spätestens aber zum Jahresende zu einer Insolvenzwelle kommt, da die Gastronomie nach wie vor massive Umsatzeinbrüche hinnehmen muss. Bauer sah wenig Sinn darin, höchst verschuldete, zahlungsunfähige Unternehmen weiter am Leben zu erhalten: „Man muss genau differenzieren, welcher Betrieb noch eine realistische Möglichkeit zur nachhaltigen Restrukturierung besitzt.“ Alle Firmen mitzuschleppen bedeute, Insolvenzen zu verschleppen.
Weber warf die Frage auf, wie es mit der Gastronomie weitergehen solle: „Wir selbst waren gezwungen unseren Gasthof zu schließen. Ohne Veranstaltungen wie Hochzeiten, etc. und aufgrund der aktuellen Auflagen kann man ein bayerisches Wirtshaus, unserer Größe, betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll betreiben. Wir nutzen die Zeit um unseren Gasthof zu modernisieren und zu investieren.“ Den Gastronomen sei es aber auch schon vor der Krise schlecht ergangen, eine Mehrwertsteuersenkung wäre in der Branche schon längst sinnvoll gewesen, erklärte Hösl. Sie solle daher auch nicht rückgängig gemacht werden. Überhaupt müsse das gesamte Mehrwertsteuersystem reformiert werden, denn „wie soll man das Schnitzel zum Mitnehmen günstiger machen als das, das vor Ort gegessen wird?“
Bauer konnte sich grundsätzlich dafür erwärmen, auf unnötigen Bürokratismus wie der neuen Kassenbonpflicht zu verzichten. Hösl und Weber erklärten, dass sie erst vor vier Jahren neue, gesetzeskonforme Kassen gekauft hätten, jetzt aber teure Nachrüstungen anstünden. „Und wofür? Dass für einen Cappuccino 20 cm Zettel mit Gesetzestext rauskommen!“, schimpfte Hösl.
Holzapfel brachte noch die verfehlte Mittelstandspolitik zur Sprache: „Der Mittelstand bildet hauptsächlich aus, nicht die große Industrie. Und dennoch werden uns die Förderungen gestrichen!“ Es finde eine politisch gesteuerte Ausdünnung des Handwerks statt, wenn nur Konzerne gefördert oder gerettet würden. „Alleine im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten in Deutschland über zwei Mio. Menschen. Das sind deutlich mehr als in der Automobilindustrie“, so Weber. Bauer bekräftigte, dass der Mittelstand das Rückgrat der Gesellschaft sei und die Wirtschaftsleistung häufig unterschätzt werde. „Unternehmer brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit, die Politik darf nicht willkürlich und ideologiegeprägt entscheiden“, forderte die Abgeordnete.