Bundestagsabgeordnete und Bezirksvorsitzende der FDP Niederbayern Nicole Bauer traf sich mit Landwirt und Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbands, Gerhard Stadler, und Philip Bust, Mitarbeiter des Referats Bauernwald und Jagd im BBV-Generalsekretariat, um sich über Maßnahmen gegen die sich rasch ausbreitende Afrikanische Schweinepest (ASP) auszutauschen.
Bauer meinte, dass insbesondere auch die Region Landshut ihren landwirtschaftlichen Schwerpunkt auf der Tierhaltung habe – dementsprechend erwarteten die Bauern schnelle Lösungen vom Bundesministerium für Landwirtschaft. Andernfalls drohten Betriebsaufgaben, falls sich die ASP ungehindert ausbreiten könne.
Stadler betonte, Bayern besitze einen Rahmenplan für den Seuchenfall, aus dem sich eine Vorgehensweise im Ernstfall ableiten ließe. Dennoch müsse der Plan dauernd aktualisiert und verbessert werden. An vorderster Stelle müssten jetzt neben der konsequenten Bekämpfung in Brandenburg auch die Bemühungen der Bundesregierung stehen, die Regionalisierung in den Verträgen mit den Drittstaaten zu verankern. Ein pauschales Importverbot aus Deutschland sei nicht gerechtfertigt, wenn lediglich ein Bundesland und dort noch nicht einmal ein einziges Hausschwein betroffen sei. Außerdem hob Stadler hervor, dass ASP für den Menschen völlig ungefährlich sei.
Bauer stimmte zu, dass es ein differenziertes Konzept brauche, um einerseits die Viehhalter zu schützen und andererseits das Tierwohl sicherzustellen. „Die Ausreden der Landwirtschaftsministerin zählen nicht mehr, wenn Deutschland Sanktionen und Embargos bekommt!“, machte die Agrarpolitikerin klar. Schon heute könne man Marktverschiebungen beobachten, die unseren Landwirten zum Nachteil gereichten. Stadler kritisierte den anhaltenden Preisverfall beim Schweinefleisch: „Durch Corona in Schlachthöfen sind wir schon vor Monaten ins Hintertreffen geraten und jetzt sorgt die ASP für herbe Verluste!“
Bust äußerte sich zur Jagd, die er als Risikominderung für die Landwirte versteht, denn je geringer die Wildscheindichte, desto geringer die Wahrscheinlichkeit eines ASP-Eintrages in diese Wildschweinpopulation. „Die derzeitigen und vergangenen Jagdstrecken haben leider nicht verhindern können, dass sich die Wildschweinpopulation weiterhin im Aufwärtstrend befindet. Daher braucht es weiterhin Optimierungen im Jagd- und Waffenrecht.“ So müsste beispielweise im Waffenrecht der Infrarotstrahler, angebracht an Zielfernrohr oder Jagdwaffe, erlaubt werden. Ebenso wies Bust auf die Wichtigkeit der revierübergreifenden Bewegungsjagden bei der Wildschweinreduktion hin. Hier bedarf es der jagdrechtlichen Änderung, dass Jagdhunde die Jagdgrenze überjagen dürften. Nur mit Jagdhundeeinsatz sei es möglich, die Wildschweine aus ihren Einständen zu vertreiben, damit sie anschließend den Jägern auf ihren Hochsitzen schussgerecht kommen. Jagdhunde kennen keine Jagdgrenzen und orientieren sich nach Wildvorkommen und Fluchtverhalten des Wildes.
Bauer stimmte zu, dass den Jägern zur Wildschweinbejagung technische Hilfsmittel erlaubt werden sollten, sodass jeder vor Ort selbst entscheiden könne, wie er bejagen wolle. Bauer machte aber gleichzeitig unmissverständlich klar, dass sie von nächtlicher Bejagung auf Schalenwild gar nichts halte und Verstöße gegen das Bundesjagdgesetz hart bestraft werden müssten.
Bust schlug vor, an der Aufwandsentschädigung für erlegte Wildschweine festzuhalten und diese bayernweit zu erhöhen. Anreize für eine intensivere Bejagung müssten weiterhin ausgebaut werden, um einen Eintrag der Afrikanischen Schweinepest in Bayern zu verhindern. Staatliche Unterstützung in Form von Beratungsangeboten durch Revierjäger für die Jägerschaft komme in anderen Bundesländern sehr gut an. Bauer sah in den Entschädigungen – in manchen Regionen derzeit rund 100 € pro Wildschwein – einen guten Ansatz, aber „ein Unkostenbeitrag ist noch keine Motivation, sich die Nächte draußen um die Ohren zu schlagen.“ Bauer rief die Jägerschaft auf, sich um die Wildbretvermarktung vermehrt Gedanken zu machen, wenn die Strecken künftig ansteigen.
Bust gab Bauer schließlich einen Appell nach Berlin mit: es brauche ein bundesweites Qualitätsmanagement in den Restriktionszonen: den Jägern die monatelange Fallwildsuchen alleine aufzubürden, sei realitätsfern und schlicht nicht leistbar. Stattdessen müsse der Staat bei der Wildtierseuchenvorsorge tatkräftig unterstützen und den Jägern vor Ort helfen.