Die beiden FDP-Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer und Sandra Bubendorfer-Licht besuchten die Süddeutsche Truthahn AG (SüTAG) in Ampfing. Da auf Schlachtbetriebe im Moment besonders das mediale Augenmerk gerichtet ist, machten sich die Politikerinnen bei Georg Kirchmaier, dem Leiter der Tierproduktion bei SüTAG, ein eigenes Bild von den Hygienemaßnahmen in einer Schlachterei.
Kirchmaier gab an, dass die Mitarbeiter der SüTAG vorschriftsgemäß und schon seit Jahren Mund-Nasen-Schutze trügen und auch Corona-Stichproben-Tests durchgeführt worden seien, welche bis zu dem Besuchstermin alle negativ waren.
Bubendorfer-Licht kritisierte, dass diese Vorsichtsmaßnahmen zu einem trügerischen Sicherheitsgefühl führten. Dieses ließe die Leute unverantwortlich werden: „Die ganze Testerei führte zu einem falschen Sicherheitsgefühl in der Gesellschaft und es ist menschlich, dass dadurch die Einhaltung der Corona Schutzmaßnahmen nachlässiger wurde.“
Kirchmaier plädierte an die Politikerinnen, nicht die gesamte Branche unter Generalverdacht zu stellen, wie das etwa der derzeitige Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, getan habe: seine Aussage, in der Fleischbranche „aufräumen“ zu wollen, sei rufschädigend für alle Beteiligten.
Bauer kam noch auf die Haltungsbedingungen des Geflügels zu sprechen. Die Bundesregierung plane nach dem Label für Schweinefleisch auch eine Tierwohlkennzeichnung für Rinder und Geflügel. „Der Ansatz ist gut, die Ausführung schlecht“, resümierte Bauer, denn „wir brauchen EU-weite Tierwohlstandards, um unsere Landwirtschaft wettbewerbsfähig zu machen, statt die Produktion damit unweigerlich ins Ausland zu verlagern.“ Kirchmaier bestätigte, dass besonders Polen ein starker Konkurrent sei und noch strengere Regulierungen das Aus für die Putenhaltung in Deutschland bedeuten würden. Bubendorfer-Licht fügte mit Blick auf festgestellte Tierwohlverstöße hinzu, dass es nicht genüge, etwaige Missstände lauthals und medial anzuprangern. Vielmehr könne der Bürger eine objektive Berichterstattung erwarten, da zur Wahrheit mehr gehöre als Momentaufnahmen illegaler Stalleinbrüche. Diese Art von Selbstjustiz, meist von Tierschutzorganisationen verübt und nicht immer geahndet, lehnen die beiden Bundestagsabgeordneten entschieden ab. „Selbstjustiz geht gar!“, mahnte Bauer.