FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer besuchte kürzlich den Fleischerverband Bayern in Augsburg, um sich ein Bild über die momentan angespannte Situation im Fleischerhandwerk zu verschaffen. Lars Bubnick und Michael Moser vertraten den Fleischerverband.
Bubnick erklärte, dass das Handwerk zwar von den geplanten Verschärfungen in der Fleischindustrie ausgenommen werden solle, was er grundsätzlich positiv bewerte. Allerdings wird die Grenze zwischen Industrie und Handwerk bei 49 Beschäftigten gezogen. Damit würden ca. 20% der Betriebe des bayerischen Metzgerhandwerks mit der Industrie gleichgestellt werden. „Es kann nicht sein, dass bei einem Industriebetrieb Corona ausbricht und ein Teil der Handwerksbetriebe bei Verschärfungen von Vorschriften als Kollateralschaden gleich mit unter die Räder kommt.“ Deswegen müsse an diesem Abgrenzungskriterium zwingend noch nachgebessert werden.
Auch Bauer möchte, dass das Augenmerk wieder vermehrt auf mittelständische Unternehmen gelegt wird. „Regionale Lebensmittel sind momentan im Kommen und dieser Trend muss gestärkt werden“, forderte die Abgeordnete. Daher müsse auch die bayerische Struktur erhalten bleiben, wenn nicht sogar wieder weiter ausgebaut werden. Michael Moser bestätigte das und machte deutlich, dass man die Uhr nicht einfach um 15 Jahre zurückdrehen könne. Man müsse den Fokus erst einmal darauf legen, die vorhandenen regionalen Strukturen, die selbstschlachtenden Betriebe sowie die Metzgerschlachthöfe zu erhalten. „Dann hätten wir schon viel geschafft.“ Ein Hebel, an dem die Politik ansetzen könne, sei die Gebührenordnung. Wenn es erst einmal „schlachthoffreie“ Landkreise gebe, würden die Kosten für die wenigen handwerklichen Betrieb ins Unermessliche steigen, so der Finanzvorstand des Fleischerverbandes. Bauer bemängelte nicht nur die zukünftige, sondern bereits die heutige Kostenstruktur: die Kleinbetriebe würden systematisch dadurch benachteiligt, dass die Tier- und Fleischbeschau pro Tier wesentlich teurer sei als in Großbetrieben. „Um Marktgerechtigkeit herzustellen, müssen die amtlichen Gebühren transparent und für alle gleich sein“, meinte Bauer. Auch dass ganze Betriebszweige wie etwa die Ferkelproduktion in Deutschland aufgrund mangelnder politischer Verlässlichkeit und wenig vergleichbarer EU Standards ins europäische Ausland verlagert werden könnten, lassen bei der Politikerin die Alarmglocken schrillen: „Wir brauchen auch zukünftig eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft hier in Deutschland – diese braucht EU-weit einheitliche Tierwohlstandards und gleiche Gütesiegel“. Hier müssen wir ansetzen statt immer mehr nationale Verordnungen und Vereinbarungen, denn Deutschland habe schließlich die höchsten Standards und qualitätsvolle Lebensmittel.