Deggendorf. Der Deggendorfer FDP-Stadtrat Anton Holler kandidiert auf der Liste seiner Partei für das EU-Parlament. Bei einer Veranstaltung in der Gastronomie des Karl-Turms haben Holler und der FDP-Kreisvorsitzende Karl Hauser zusammen mit den Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer und Muhanad Al-Halak sowie Kandidat Sebastian Beer aus Landshut die Ziele und Anliegen der Liberalen für Europa vorgestellt.

„Meine Generation erinnert sich noch“, begrüßte Holler die Anwesenden, die zuvor die Aussicht aus dem repräsentativen Gebäude bewundert hatten, „wie wir am Ende von Europa waren – erst durch den Zusammenschluss sind wir in die Mitte gerückt.“ Der europäische Zusammenschluss sei besser als Amerika, in seinen Augen, und auf jeden Fall besser als Russland und China. „Hier bei uns gibt es ein Gleichgewicht – ich bin gerne bereit, das Gesicht für die Liberalen in Europa in Deggendorf zu sein“, sagte Holler, der auf Listenplatz 156 steht. Alle, die sagen, man solle lieber aussteigen, verwies er auf den Brexit. „Die sind damit auch nicht glücklich geworden.“ Beer pflichtete ihm bei: „Die EU ist gekennzeichnet von einer liberalen Handschrift – und die müssen wir verstärken.“

Deggendorfs FDP-Vorsitzender Karl Hauser hinterfragte, ob schlechte Umfrageergebnisse der Partei ein Thema seien. „Wir sind gerade nicht unbedingt eine Hype-Partei.“ In seinem Umfeld würden Europa und speziell die FDP positiv gesehen, stellte Holler fest. „Wir sind gespannt, wie die 16-Jährigen erstmals wählen, wir werden uns überraschen lassen.“ Es gebe keine berechtigte Kritik an dem, was man in der FDP mache. „Ich richte meinen Wahlkampf nicht nach Umfrageergebnissen aus“, stellte auch Beer fest, „ich versuche, die Wähler vom liberalen Weg zu überzeugen“.

Es sei entscheidend zu vermitteln, wie wichtig Europa ist. „Die Wahl entscheidet, wie es künftig bei uns aussieht“, mahnte Hauser. Deshalb sei ein gutes Ergebnis entscheidend, um das liberale Bild von Europa prägen zu können. Holler, der auch geschäftlich als land- und forstwirtschaftlicher Unternehmer in Bulgarien und Rumänien tätig ist, kritisierte, wie stark man es noch als Hemmnis spüre, wenn nicht alle Schengen-Grenzen offen seien. „Alle wollen nach Europa rein, wir lassen aber nur dazu, wer dazu passt.“ So habe man zum Beispiel Rumänien so positiv beeinflusst, dass man sich dort inzwischen über ein Wirtschaftswachstum von sieben bis acht Prozent freuen könne. „Ohne, dass wir etwas vorgegeben oder finanziert haben.“ Diese Länder seien deshalb 100 Prozent für Europa. „Auch ist der Zusammenschluss ein Friedensgarant.“ Wenn man Richtung England schaue, könne man sehen, wie man es nicht macht. Kritisch sieht er die Gespräche von Ministerpräsident Söder mit der rechten italienischen Regierungschefin Georgia Meloni: „Wir wollen keinen Rechtsruck.“ Man biete den Wählern etwas an. „Unser Angebot ist besser als das von anderen – wenn der Bürger es nicht annehmen möchte, dann muss er, und das muss man so sagen, die Suppe hinterher auch selbst auslöffeln.“ Deshalb findet Holler es auch wichtig, die Jugendlichen schon ab 16 Jahren mit wählen zu lassen. „Eure Generation hat auszuhalten, was heute entschieden wird – viele reden viel zu wenig mit.“

„Es ist ein super Zeichen“, zeigte sich auch der 22-jährige Landmaschinen-Techniker Sebastian Beer begeistert von der Möglichkeit, schon so früh seine Stimme abgeben zu können. „Sie können ihre eigene Zukunft gestalten, das darf man nicht nur 65-Jährigen, zum Beispiel im Bundestag, überlassen“, sprach er aus, was auch Hauser und die anderen Anwesenden bejahten. Auch in Kreisverband habe man viele junge Leute und sei bunt aufgestellt.

Begeistert zeigte man sich über die vielen Studierenden in Deggendorf aus vielen unterschiedlichen Nationen. „Wir können nur gewinnen, wenn viele von ihnen auch bei uns bleiben“, findet Holler. Die Frage, wie man mit Einwanderung umgehen solle, beantwortet auch der FDP-Vorsitzende: „Wir machen nicht alles dicht, wir begrüßen jeden, der hier arbeiten und sich einbringen will“, stellte Hauser klar. „Wir wollen ein offenes Europa – wer glaubt, mit Abschottung etwas zu erreichen, wird Probleme kriegen.“ Deshalb stehe der Wahlkampf auch unter dem Motto: „Lasst uns die Migration steuern, bevor es die Falschen tun.“

Da man auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen sei, müsse man auch attraktiver werden, was Steuern, Bürokratie, Kinderbetreuung und vieles mehr angehe, stellte Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer klar. „Jeder kann kommen, der Leistung bringen und sich integrieren möchte“, stellte sie fest. Kriminalität und Menschen, die nur vom sozialen System profitieren wollten, lehne man allerdings ab. „Wir nehmen auch die Nöte der Menschen in unserem Land ernst.“ Die wirtschaftliche Lage sei angespannt und man brauche ein starkes Europa und Deutschland. Dafür müsse man sich wieder mehr auf das Leistungsprinzip besinnen.

Muhanad Al-Halak stellte fest, dass man Probleme nicht allein auf Landes- oder Bundes-Ebene lösen könne. „Das geht nur gemeinsam.“ Er berichtete über das europäische Asylsystem und die bürokratischen Hürden, mit denen Flüchtlinge zu kämpfen hätten, hier arbeiten zu können, obwohl ein gleichzeitiger Fachkräftemangel bestehe. „Wir müssen den Menschen die Chance geben zu arbeiten, wir brauchen die sie.“ Auch die Energiewende sei ein Riesenthema, mit dem sich die Liberalen beschäftigen.

Quelle: https://www.pnp.de/lokales/landkreis-deggendorf/anton-holler-kandidiert-bei-europa-wahl-16055496