Ohne Überhang- und Ausgleichsmandate sind 598 Abgeordnete für den Bundestag vorgesehen. Von dieser Zahl entfernt sich das Parlament jedoch mit jeder Wahl. Bei der Bundestagswahl 2021 gab es wie auch schon 2017 einen neuen Abgeordnetenrekord. Mit 736 Mitgliedern bleibt der Bundestag unter den größten Parlamenten der Welt auf Platz 2 hinter dem Volkskongress China. Ein unrühmlicher Titel findet Nicole Bauer, Bundestagsabgeordnete der FDP.
„Der Bundestag ist viel zu groß geworden. Es ist sachlich keinem Wähler zu vermitteln, warum der Staat über 100 Abgeordnete mehr beschäftigt, als gesetzlich vorgesehen sind. Natürlich haben einige dieser zusätzlichen Abgeordneten die berechtigte Angst, ihren Job aufgrund dieser Reform in der nächsten Legislaturperiode zu verlieren. Mit einer fehlenden demokratischen Repräsentanz hat das jedoch nichts zu tun, sondern es ist ein Kosten- und Effizienzfaktor. Ich bin ohnehin nicht davon überzeugt, dass diejenigen Abgeordneten, die ohne üppiges Bundestagsgehalt nicht zur demokratischen Arbeit bereit wären, einen hohen repräsentativen Arbeitsaufwand besitzen. Denn auch wenn in der nächsten Legislaturperiode 100 Abgeordnete weniger im Bundestag sitzen, hält diese Kollegen niemand davon ab, sich vor Ort weiter für unsere Demokratie zu engagieren. Im Gegenteil, es kann ein ganz neuer Fokus auf regionale Themen gelegt werden.“
Der Staat gibt jährlich rund 30 Millionen Euro nur für Bundestagsabgeordnete und ihre Büros aus. Hinzu kommen die immer weiter steigenden Rentenverpflichtungen gegenüber ehemaligen Mitgliedern des Bundestags. Für jedes Jahr der Parlamentszugehörigkeit erhalten Abgeordnete einen monatlichen Rentenanspruch von über 250 Euro. Nach 27 Jahren wird die Höchstrente von aktuell knapp 7000 Euro erreicht. Die Durchschnittsrente von 1538 Euro, die in Westdeutschland nach 45 Jahren Beitragszahlung erreicht wird, übertrifft ein Bundestagsabgeordneter bereits nach 6 Jahren Parlamentszugehörigkeit.