Eine Auszeit nach der Geburt, bei Krankheit oder einem Pflegefall in der Familie zwingt insbesondere Unternehmenslenkerinnen zum Rückzug. Ist das noch zeitgemäß?
Es war der Startschuss für die Initiative „Stay on Board“, der sich inzwischen zahlreiche Unterstützer aus Wirtschaft und Politik angeschlossen haben. Sie fordern eine Änderung des Aktienrechts, um eine Auszeit aus familiären Gründen auch ohne Ausscheiden aus dem Job möglich zu machen. […]
Im politischen Raum hat die Initiative bereits Wellen geschlagen. Als erste Partei hat die FDP sich die Forderung von „Stay on Board“ zu eigen gemacht. In einem Antrag, den die Fraktion nach der
Sommerpause in den Bundestag einbringen will, fordert sie, auch Vorständen zeitlich begrenzte Auszeiten aus familiären Gründen zu ermöglichen.
FDP-Fraktion, Nicole Bauer. „Vorstände und Aufsichtsräte haben eine Strahlkraft ins gesamte Unternehmen. Sie geben und leben die Kultur eines Unternehmens vor. Und die sollte im 21. Jahrhundert niemanden mehr vor die Frage stellen: “Familie oder Führungsposition?”, findet Bauer.
Dafür müsse Politik die rechtliche Grundlage schaffen. Dass eine familiär oder krankheitsbedingte Auszeit aktuell nur durch eine Mandatsniederlegung oder volle Haftung bei Abwesenheit möglich
ist, sei „altmodisch und überholt“. „Wir machen uns stark für mehr Diversity in Führungspositionen und weibliche Gründer. Für sie wollen wir beste Rahmenbedingungen schaffen – ganz ohne Quote“, sagt Bauer.
(Quelle: Welt vom 28.07.2020)