Immenstadt: FDP-Bundestagsabgeordnete Stephan Thomae und Nicole Bauer besuchten den Alpwirtschaftlichen Verein im Allgäu e.V. im Grünen Zentrum, um über die Landwirtschaft im Allgäu zu sprechen. Franz Hage und Christian Brutscher, die Vorsitzenden sowie Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer, repräsentierten den Alpwirtschaftlichen Verein.
Der AVA regte an, den Viehbestoß der Weideflächen in der Gemeinsamen Agrarpolitik fest zu verankern, ähnlich wie dies in der Schweiz mit einem „Sömmerungsbeitrag“ für die Älpung raufutterverzehrenden Nutztiere Praxis sei. Die Weideprämien im jetzigen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) stellen einen noch zu geringen Anreiz für die Landwirte dar, ihr Vieh auf die Bergweiden zu treiben. Außerdem verlangt der Alpwirtschaftliche Verein einen bestmöglichen Schutz der Weidetierhalter vor den Wölfen. Honisch spricht sich angesichts des rasant steigenden Wolfbestands für ein aktives Management aus und fordert, Gebiete alsbald festzulegen, in denen zumutbare Herdenschutzmaßnahmen nicht möglich sind.
Bauer, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, sprach sich vehement gegen eine Kürzung der landwirtschaftlichen Förderungen aus. „Besonders den kleinen Betrieben würde dadurch das Familieneinkommen wegbrechen, wenn in der 1. Säule abgebaut wird“, erklärte Bauer. „Viele haben kein Verständnis für die Förderungen – dabei sind sie die Einkommenssicherung der Landwirte und stellen de facto eine Subventionierung unserer Lebensmittel dar.“ Diese seien nur deswegen so günstig, weil der Staat die Landwirte unterstütze.
Thomae sprach sich für mehr Wertschätzung unserer Lebensmittel aus: „Bislang spiegelt sich nur in den Preisen der regionalen Produkte wider, was unser Essen wirklich wert ist. Viel zu oft entscheidet das Preislabel an der Kasse!“
Hage warf ein, dass die Bergprodukte besser geschützt werden müssten. Trittbrettfahrer sorgten mit geschicktem Marketing dafür, dass beispielsweise Käse als „Bergkäse“ vermarktet werde, obwohl die Kühe in kilometerweit entfernten Ställen gehalten würden statt wie suggeriert, auf Alpen zu grasen.
Thomae stimmte zu, dass die hochwertigen Allgäuer Produkte Alleinstellungsmerkmale hätten, die deutschlandweit geschätzt würden. Allerdings sei es trotzdem schwierig, einen angemessenen Preis zu verlangen, denn die Verbraucher hätten im Supermarkt eine riesige Auswahl an Konkurrenzprodukten.
Aus diesem Grund forderte Bauer, die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Landwirte zu stärken. „Kleinen und mittleren Familienbetrieben wird es besonders schwer gemacht und das Höfesterben wird weitergehen, wenn wir nicht unsere Politik ändern“, warnte die Agrarpolitikerin. Die Landwirte müssten auf Bundes- und EU-Ebene gestärkt werden, indem die besondere Qualität der einheimischen Produkte durch EU-weite Tierwohllabel abgebildet werde und bürokratische Vorgaben wie das Grünlandumbruchsverbot abgeschafft werden. „Wenn wir die Landwirtschaft nicht zukunftsfähig gestalten, wird es nur noch Großbetriebe oder Landschaftspfleger geben – aber keine bäuerliche Landwirtschaft mehr“, prophezeite Bauer.