Die FDP setzt sich dafür ein, dass künftig auch Managerinnen und Manager von Aktiengesellschaften in die Babypause gehen können, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen. Nicole Bauer, familienpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, stellte am Donnerstag im Bundestag einen Antrag für einen Gesetzesentwurf, mit dem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in diesen Fällen ermöglicht werden soll. Anlass für diesen Vorstoß ist der Rücktritt von Delia Lachance aus dem Vorstand der börsennotierten Aktiengesellschaft Westwing, der im Frühjahr für Wirbel sorgte. Die erfolgreiche Managerin musste den Posten wegen der Geburt ihres Kindes aufgeben. Der Fall sorgte dafür, dass bisher weitgehend unbekannte Konsequenzen des deutschen Aktienrechts öffentlich wurden. Der Online-Möbelhändler Westwing begründete den Schritt damals nämlich damit, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland für Vorstandsmitglieder von Aktiengesellschaften aktuell nicht die Möglichkeit vorsehen, Mutterschutz sowie Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Lachance sei deswegen „wie rechtlich erforderlich von ihrem Amt als Vorstandsmitglied zurückgetreten“. Die beanstandeten rechtlichen Rahmenbedingungen lassen es derzeit nicht zu, dass Vorstandsmitglieder eine längere Auszeit nehmen, etwa wegen Mutterschutz, Elternzeit, Krankheit oder der Pflege Angehöriger, ohne ihr Mandat niederzulegen oder während ihrer Abwesenheit voll haftungsfähig zu bleiben. Dieser Umstand löste eine breite Debatte aus, die zu der Initiative „Stay on board“ führte. FDP-Politikerin Bauer möchte diese Hürden nun beseitigen, für alle Geschlechter. „Auch Führungskräfte – egal ob Mann oder Frau – haben Familie, Kinder, vielleicht pflegebedürftige Eltern, und auch sie können erkranken“, sagte sie. „Das dürfen wir nicht einfach ausblenden, sondern müssen eine Lösung schaffen.“
(Quelle: F.A.Z. vom 17.9.2020)