Auf dem Parteitag beschäftigt sich die FDP Bayern mit Bildungs- und Chancengerechtigkeit
Hartz IV wird oft vererbt. Immer weniger Menschen gelingt es, sich aus der Armutsspirale herauszuarbeiten. Die Freien Demokraten in Bayern wollen das nicht länger hinnehmen. Moderne Sozialpolitik müsse mit einem Aufstiegsversprechen, dem “Bavarian Dream”, einhergehen. Dieser steht im Mittelpunkt des Internet-Parteitags der FDP Bayern, der am Samstag unter dem Motto “Moderne Sozialpolitik für eine faire Chancengesellschaft” stattfindet.
Frühkindliche Bildung:
Die Freien Demokraten in Bayern sehen das Rüstzeug zum Aufstieg in der frühkindlichen Bildung, erklären Landesvorsitzender Daniel Föst und die Landshuter Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Bildung hängt noch immer maßgeblich vom sozialen Stand des Elternhauses ab, kritisiert die FDP Bayern. Ziel der Freien Demokraten ist es, das Bildungssystem davon zu entkoppeln – durch Investition in die Qualität der frühkindlichen Bildung. Der FDP Bayern schwebt etwa eine Ausbildungsoffensive bei Erziehungskräften vor: praxisorientierte und verkürzte Ausbildung. Zunächst würde damit nur das Personal in Kitas aufgestockt – nicht aber dessen Qualifikation. Das soll durch individuelle modulare Weiterbildung erfolgen.
Schulbildung:
Bildungspolitisches Ziel der FDP Bayern ist es, unterschiedlich starke Fachbegabungen von Schülern individuell zu fördern. Am besten ließe sich das realisieren, indem zwei Fachlehrer pro Unterrichtsstunde anwesend sind – ähnlich wird es bereits an Privatschulen praktiziert. So könnte an das individuelle Leistungsniveau des Kindes angedockt werden.
Digitalisierung an Schulen:
Die Zukunft sehen die Freien Demokraten in Bayern in Whiteboards und Algorithmen. Lehrer könnten durch Algorithmen unterstützt und die unterschiedlich stark ausgeprägten Talente und Potenziale von Schülern aufgezeigt und individuell gefördert werden. Aktuell kocht jede Schule ihr eigenes Süppchen. Was fehle, sei ein landesweites, zentrales Grundkonzept. Föst schiebt das der “desolaten Führung von oben herab” in die Schuhe. Dennoch sollte nach Ansicht Fösts jede Schule die Digitalisierung im Alleingang vorantreiben. Das gebe einen Wettbewerb – und der sporne an.
Kooperationsverbot lockern:
Wirtschaftsunternehmen und Schulen sollen besser verzahnt werden, fordert die FDP Bayern in ihrem Antrag “Bavarian Dream”. Ziel der Freien Demokraten in Bayern ist die Vermittlung von Lebenskompetenzen und nicht nur reine Wissensübertragung. Damit soll die Praxisnähe der Schule verbessert werden. Es gehe nicht darum, dass sich Konzerne Schulen kaufen, sagt Föst. Vielmehr sollte ein Bewusstsein der Schüler für die praktische Vielfalt geschaffen werden, ergänzt Bauer – vor allem in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wo es Sinn macht, sollen Projekte möglich sein und Unternehmen Patenschaften übernehmen. Für die FDP sei das kein Damoklesschwert, sagt Föst.
Familie und Beruf:
Um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, müssten sich alle bewegen, sagt Föst – auch die Unternehmen. Frauen in Halbtagsstellen würden Führungspositionen oft verwehrt. Das soll kein K.-o.-Kriterium sein. So könnten sich etwa zwei Mitarbeiter eine solche Stelle teilen. Arbeitsmodelle müssten an die individuellen Familienbedürfnisse angepasst werden. Gerade in der Corona-Krise habe sich gezeigt: Homeoffice kann funktionieren. Das müsse weiter ausgebaut werden.
Alleinerziehende Mütter:
Die Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit gestaltet sich vor allem für Frauen oft schwer. In der Region Landshut ist ein Pilotprojekt für alleinerziehende Frauen in systemrelevanten Berufen geplant. Das EU-Förderprogramm UAI werde europaweit nur in Landshut erprobt, sagt Bauer. Dazu werde eine Wohnanlage für Alleinerziehende geschaffen, in der auch Erzieherinnen wohnen. Beginnt etwa die Schicht im Krankenhaus frühmorgens, könne ein Kind im gewohnten Umfeld bleiben und müsse nicht aus dem Schlaf gerissen werden.
(Quelle: Kathrin Madl Politikredaktion)