FDP-Bundestagsabgeordnete und Agrarexpertin Nicole Bauer stattete dem wiedergewählten Dietenhofener Bürgermeister Rainer Erdel einen Besuch unter dem Motto „Erhalt lebenswerter ländliche Räume“.
Erdel erzählte, dass eine örtliche Fleischerei ihre Schlachtungen einstelle: „Es hören immer mehr auf, weil es entweder zu viele EU-Vorschriften oder keinen Nachwuchs mehr gibt.“ Das habe auch eine drastische Auswirkung auf die heimische Landwirtschaft: diese werde zerstört. Außerdem seien ohne Metzgerbetriebe vor Ort längere Tiertransporte notwendig.
Bauer kritisierte, dass die Lebensmittelhygienevorschriften der EU teilweise völlig überzogen seien, die Gesetzgebung sei „hanebüchen und falsch“. Durch manche Politiker bekäme man den Eindruck, dass die Landwirtschaft und Tierhaltung in Deutschland abgeschafft werden solle. „So weit werden wir es nicht kommen lassen.“, versprach Bauer. „Ich werde mich im Landwirtschaftsausschuss auch weiter dafür einsetzen, dass auch die EU-Richtlinien für hauseigene Schlachtereien im Zuge der EU-weiten Neuordnung der Gemeinsamen Agrarpolitik überarbeitet werden.“ Vehement wehrte sie sich gegen den Vorwurf, der kürzlich von der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Künast erhoben wurde, die Landwirtschaft sei schuld an der derzeitigen Coronakrise.
Erdel machte daneben auf die missliche Lage der Mittelständler aufmerksam: nicht zuletzt durch die Corona-Krise, aber auch durch Bürokratie, seien einige für die Region wichtige Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geraten. Eine Produktion vor Ort sichere Arbeitsplätze, außerdem vermeide man dadurch Abhängigkeiten aus dem Ausland. „Es kann ja nicht sein, dass am Schluss nur noch die Nürnberger Bratwurst fränkisch ist und sonst nichts mehr, weil wir nur noch Schafweiden pflegen und Produktion und Verarbeitung ins Ausland abwandern“, konstatierte Erdel. Seine Gemeinde stand bislang finanziell gut da – durch die Wirtschaftskrise und Kurzarbeit wird aber auch Dietenhofen Einbußen verzeichnen müssen. Erdel plädierte daher dafür, dass im Falle eines entsprechenden Gesetzes nur die krisenbedingte Schuldenneuaufnahme vom Staat mitfinanziert werden sollte. Vor allem die finanziellen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen den kommunalen Ebenen sollten bei einer finanziellen Unterstützung eine deutlichere Berücksichtigung finden.