Kirchaitnach. Ein forstpolitisches Fachgespräch über Landesgrenzen hinweg führten Mitte Mai die österreichische Nationalratsabgeordnete (NEOS), IT-Managerin und Biobäuerin Karin Doppelbauer aus Grieskirchen/Oberösterreich, die niederbayerische FDP-Bundestagsabgeordnete und Mitglied des Landwirtschaftsausschusses im Bundestag Nicole Bauer aus Velden bei Landshut sowie Kollnburgs Bürgermeisterin Josefa Schmid in der Geschäftsstelle der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Niederbayern (FVN) mit Sitz im ehemaligen Schulhaus Kirchaitnach.
Geschäftsführer Bernhard Bielmeier nutzte dabei die Gelegenheit, um auf das „Waldsterben 2.0“ hinzuweisen. „Wir müssen dem Waldsterben entschieden entgegentreten und unsere Wälder klimafit und stabil machen“, appellierte Bernhard Bielmeier an die Politikvertreterinnen. Nach Jahren störungsfreier Waldwirtschaft mit auskömmlichen Holzpreisen befänden sich die Waldbauern derzeit in einer dramatischen Situation, in der 50 Prozent und mehr an Schadholz durch Borkenkäferkalamitäten anfalle. In Normaljahren seien dies weniger als zehn Prozent am Schadholzanteil gewesen.
Gerade für die Fichte seien alle Gefährdungsszenarien von Trockenheit, Borkenkäfer, Windwurf und Schneebruch zusammen eingetroffen, alarmierte Bernhard Bielmeier die Politikerinnen. Aufgrund der vollen Märkte in allen Sortimentsbereichen durch die hohen Schadholzmengen, komme es derzeit zu großen Abfuhr- und Absatzproblemen, weshalb die Aufarbeitung in einigen Segmenten den Waldbesitzern mittlerweile mehr koste, als durch den Verkauf des Holzes erzielt werden könne, erklärte der FVN-Geschäftsführer.
Der forstliche Berater der FVN Dr. Stefan Schaffner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regen erläuterte, es sei ein internationales Problem, dass ganze Waldbestände Natureinflüssen oder dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Die Entwicklung für die Forstwirtschaft mit einem immensen Vermögensverlust sei sehr besorgniserregend, bestätigte Schaffner.
Bernhard Bielmeier forderte für die niederbayerische Forstwirtschaft daher schon seit etlicher Zeit mehr Unterstützung von Seiten der Politik, um klimafitte Wälder zu schaffen.
Die österreichische Nationalrätin Karin Doppelbauer pflichtete Bielmeier bei. Dieses Thema sei in den Köpfen der Bevölkerung noch nicht richtig angekommen, meinte sie. Sie berichtete, dass sie diese Forderungen auch in die österreichische Politik einbringe, da es auch im Nachbarland in den vergangenen fünf Jahren ähnlich dramatisch bei den Borkenkäferkalamitäten und Sturmereignissen gewesen sei.
FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer, die selbst aus der Land- und Forstwirtschaft kommt, will in ihrer parlamentarischen Arbeit in Berlin die Bundesregierung zu einem konkreten Notfall- und Maßnahmenkatalog zum Schutz der Wälder verpflichten. Waldbesitzer und Erben müssen zuversichtlich in die Zukunft blicken können, meinte Bauer. Deshalb fordere sie eine Strategie für eine zukunftsfähige Waldentwicklung sowie die Wahrung des Klimawandels über Baumarten, die in Deutschland noch nicht heimisch seien, Gedanken zu machen.
Bürgermeisterin Josefa Schmid stellte besonders die nachhaltige Waldbewirtschaftung heraus, wozu die Erschließung der Bestände, Baumartenmischungen und ein aktiver Vorratsabbau in guten Zeiten des Holzabsatzes gehörten. „Naturgenuss muss vor allem naturverträglich sein“, stellte sie im Hinblick auf die vielfältige Nutzung des Waldes klar.