„Wir brauchen Verbündete“, sagte Mittelfrankens Bauernverbandspräsident Günther Felßner und begründete damit ein Gespräch des BBV mit Mitgliedern des Agrarausschusses der FDP. Dem sollen auch Konsultationen mit anderen Parteien folgen. Denn angesichts der gesellschaftlichen Angriffe auf die Landwirtschaft, neuen Vorschriften und bürokratischen Vorgaben sehen sich die Landwirte immer mehr bedrängt.
Die Delegation der FDP wurde angeführt von Dietenhofens Bürgermeister Rainer Erdel als Vorsitzender des Arbeitskreises Landwirtschaft in der FDP und der niederbayerischen Abgeordneten Nicole Bauer, die dem Agrarausschuss des Deutschen Bundestages angehört. Mit dabei waren unter anderem auch Dr. Friedrich Bullinger, Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg, und Christoph Ertl, Sohn des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Josef Ertl.
BBV-Präsident Felßner, sein Stellvertreter Ernst Kettemann sowie Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, der Fürther Kreisobmann Peter Köninger und Direktor Rudolf Fähnlein, forderten vehement, dass die Regelung für die ökologischen Ausgleichsflächen geändert wird. Sie stamme aus den 90er-Jahren, als Flächen noch stillgelegt wurden. Vor allem könne es nicht angehen, dass wachsende Städte wie Herzogenaurach oder Nürnberg im ländlichen Raum bis Dinkelsbühl Grundstücke zu Preisen ankaufen, bei denen kein ansässiger Landwirt mithalten könne. Der BBV schlägt statt dem Kauf von Nutzflächen als Ausgleichsflächen rotierende produktionsintegrierte Kompensations-Maßnahmen vor. Die von den Grünen geforderte Obergrenze von fünf Hektar beim Flächenverbrauch würde letztlich darauf hinauslaufen, dass diese von den Großstädten abgeschöpft und eine neue Mammutbehörde benötigt würde, wird befürchtet. In dieser Frage habe der BBV die volle Unterstützung der FDP, erklärte MdB Nicole Bauer.
Bedauert wurde von beiden Seiten, dass naturwissenschaftliche Fakten in der Politik überhaupt nicht mehr gefragt seien. Man laufe einem grünen Mainstream nach, wie es sich in Beschlüssen kommunaler Gremien zeige, Gemeindegrundstücke nur noch an Biobauern und bei einem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel zu verpachten. Viele konventionell wirtschaftende Landwirte seien deswegen inzwischen so frustriert, dass sie kaum mehr bereit seien, sich an freiwillige Maßnahmen zu beteiligen, gab Peter Köninger die Stimmung wieder. Dietenhofens Bürgermeister Rainer Erdel wies darauf hin, dass er von Greenpeace eine Aufforderung erhielt, Grundstücke nur mit der Auflage eines Verzichts auf Glyphosat zu verpachten und dazu einen Beschlussvorschlag gleich mitgeliefert bekam.
Ernst Kettemann äußerte die Befürchtung, dass die Wasserrahmenrichtlinie in Verbindung mit der Düngeverordnung darauf hinauslaufen könnte, dass des wesentliche Mittelfranken letztendlich zur Schafweide wird.
Er forderte auch eine verbesserte Kennzeichnung von Lebensmittel, insbesondere von Fleisch, damit Verbraucher erkennen können, woher die Produkte kommen.
Die Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer versicherte den Gesprächspartnern des BBV, dass ihre Partei weitgehend deren Sorgen teile und deren Anliegen sorgfältig analysieren werde. Zu Beginn hatten die Gesprächsteilnehmer den Betrieb der Familie Rudolph in Oberschlauersbach kennengelernt, der mit 85 Kühen, Biogasanlage, Ackerbau und Photovoltaikanlage sich zu einem Vorzeigebetrieb entwickelt habe, betonte Rainer Erdel.